- Vom Gründungstag bis zum 1. Weltkrieg
Freunde und Förderer des Klootschießersports gab es von jeher. Auch in der Stadt Norden wurde bereits um die Jahrhundertwende das Klootschießen intensiv gepflegt. Vergleichskämpfe von Ort zu Ort, bzw. Ortsteilen, waren in den langen Wintermonaten eine willkommene Abwechselung. Die ersten noch vorhandenen Notizen stammen aus dem Jahre 1911. So schrieb der „Ostfriesische Kurier“ am 01.02.1911, dass zwischen Hage und Norden ein Wettklootschiessen stattgefunden habe. Der Zeitungsnotiz zufolge ging dieser Wettkampf erst nach mehreren Stunden zu Ende, wobei die Norder mit etwa 50 Schritt unterlagen. Aber bereits am 14.02. des gleichen Jahres fand ein Revanchekampf zwischen Hage und Norden statt. Dabei gelang den Nordern ein Sieg von 52 Schritt. Die drei „K´s“, Kaufmann, König und Krause, zeichneten damals für den Sieg verantwortlich. Im Gasthof Jerusalem fand eine schöne Ehrung der Sieger Statt.
Bei dieser Siegerehrung fiel zum ersten Mal das Wort „Vereinsgründung“. Gleichzeitig wurden durch eine heute noch im Vereinsarchiv vorhandene Anzeige im „Ostfriesischen Kurier“ die Leser der Stadt Norden ersucht, an einer Besprechung am Sonntag, dem 19.02.1911, 07:00 Uhr abends, im Gasthof Jerusalem teilzunehmen.
F l e u h e r u t!
Sämtliche Klootschießer und Freunde des
Klootschießersports werden ersucht, am
Sonntag, 19. Febr. 1911, 7 Uhr abends,
im Gasthof „Jerusalem“ zu einer Besprechung
und Festlegung der Statuten zu erscheinen.
Mehrere Sportfreunde
Bei dieser Zusammenkunft vieler interessierter Klootschießer und Freunde des Klootschießersports wurde dann der Klootschießerverein „NOORD“ Norden ins Leben gerufen. In dieser Gründungsversammlung traten dem Verein folgende 21 Personen bei:
Rolf Kaufmann, Hero Hinrichs, Johann Janssen, Eilert de Vries, Peter Tjaden, Wilhelm Stürenburg, Reinhard Oldewurtel, Harm Peters, Menke van Hove, Hermann König, Remmer Ulferts, Walter Beutner, Hermann Bengen, Habbo Lübbers, Hinrikus Ufen, Enno Noosten, Sande van Hove, Hermann Heeren, Albrecht Alberts, H. Ackermann, sämtlich aus Norden sowie Uphoff aus Lütetsburg.
In der ersten Hauptversammlung am 26.02.1911 wurde der Vorstand gebildet und die Statuten (Satzung) des Vereins aufgestellt und beschlossen. Die 21 Gründer des Vereins wählten Remmer Ulferts, Rentier, zum 1. Vorsitzenden. Remmer Ulferts war Landwirt und hat den Hof „Lottjes Husen“ bewirtschaftet. Sehr früh, mit ca. 42 Jahren, gab er die Landwirtschaft auf und wohnte fortan an der Alleestrasse 15. Der Ziegeleibesitzer Rolf Kaufmann wurde zum 2. Vorsitzenden und Walter Beutner zum Schrift- und Kassenführer gewählt. Sein Stellvertreter wurde Hermann Bengen und Bahnweiser wurde Hero Hinrichs. Der Jahresbeitrag wurde damals auf 2,00 Mark festgesetzt, wobei jedes Mitglied beim Eintritt 0,50 Mark zu zahlen hatte.
Die Norder Klootschießer hatten somit einen formellen Zusammenschluss und waren nach Westerende, die im Jahre 1910 einen Klootschießerverein gegründet hatten, der zweite Verein im Kreis Norden. Zu erwähnen ist jedoch, dass seinerzeit nur das Klootschießen (Flüchten) betrieben wurde. Das heute so stark verbreitete Bosseln ist erst nach dem ersten Weltkrieg im hiesigen Kreisgebiet eingeführt worden. Der erste Weltkrieg war es auch, der bald jede sportliche Betätigung zum Ruhen brachte. Der Krieg begann am 28. Juli 1914 und endete am 11. Nov. 1918.
- Die Nachkriegsjahre
Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg gingen einige Lintelermarscher vom „Rot Pahl“ nach Norddeich. Noch am Abend kam es nach Angaben unseres Mitgliedes Anton Sandomir zu einem Klootschießerwettkampf zwischen ihnen und den Norddeichern. In der Dunkelheit soll die Straße mit Laternen beleuchtet gewesen sein. Infolgedessen waren die Kloote sehr schnell weggeworfen. Schon am nächsten Tag fand zwischen den beiden Kontrahenten erneut ein Wettkampf statt, die vom „Rot Pahl“ hatten gewonnen. Da auch schon ein Bahnweiser mit Fahne dabei war, sollte noch am selben Tag ein Klootschießerverein gegründet werden. Doch Peter Bruns und Jürgen Harm berichteten, dass doch bereits 1911 der Klootschießerverein „NOORD“ gegründet worden sei. Peter Bruns erklärte sich bereit, die entsprechenden Unterlagen von Walter Beutner zu besorgen. Danach trafen sich alle in der Wirtschaft von Anna und Ida Mudder und ließen den Verein „NOORD“ wieder aufleben.
Dabei übernahm der Kaufmann Jürgen Harms 1919 die Leitung des Vereins. Er liebte sowohl das Klootschießen als auch das Bosseln. Jede Freizeit widmete er seinem Friesenspiel. Gerade in der schwierigen Nachkriegszeit erfüllte er unseren Verein mit neuem Leben. Unser Vereinsvorsitzender Jürgen Harms war es auch, der zusammen mit dem Verein „He löpt noch“ Südarle den Zusammenschluss aller Klootschießervereine im Kreise Norden forcierte. Als es am 19.10.1924 zur Gründung des Kreisverbandes kam, wurde Jürgen Harms von der Gründungs-Versammlung zum Vorsitzenden gewählt.
Da Jürgen Harm im Jahre 1923 u.a. mit Anton Sandomir auswärts einer Beschäftigung nachging, übernahm schon in dieser Zeit Joachim Heidemann kommissarisch die Führung des Vereins. Jürgen Harms konnte nur einige Jahre den Vorsitz wahrnehmen, dann musste er wegen einer schweren Krankheit dieses Ehrenamt endgültig abgeben. Im besten Mannesalter verstarb er am 07.12.1942.
Nach ihm führten die Sportkamera-den Joachim Heidemann bis zum 18.02.1926
und im Anschluss daran der Gastwirt Heinrich de Vries (Friesenhof) bis zum 26.03.1927 den Verein erfolgreich weiter.
So gab es am 12. Oktober 1924 auf dem damaligen Sportplatz an der Bahnhofstrasse eine groß aufgezogene Veranstaltung die aus einem Preiswerfen im Klootschießen, Boßeln sowie dem Werfen mit der Güß bestand. Für damalige Verhältnisse war es bestimmt ein Wagnis, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Insgesamt aber waren 12 Vereine mit ihren besten Werfern vertreten. Welche Bedeutung diesem Werfen auch außerhalb unseres Kreisgebietes beigemessen wurde, beweist die Tatsache, dass sogar die Altmeister des Klootschießens Gerhard Gerdes, Ostochtersum und Heinke Tjarks, Abickhave, anwesend waren. Die drei ersten Preise erhielten: Im Klootschießen Heyo Willms, Schweindorf, im Boßeln Jürgen Harm, Norden und im Güßwerfen Hillrich Endelmann, Norden.
Herausragende Klootschießer (Flüchter) und Boßler des Vereins aus dieser Zeit waren Peter Bruns, Hermann Tekken, Hermann Freersen, Hinrich Grendel, David Heß, Jürgen Harms, Wilhelm Harms und Anton Sandomir. Nicht vergessen wollen wir die guten Klootschießer Hermann Saathoff, Jann Schuirmann und Gerd Rose, die leider aus dem zweiten Weltkrieg nicht wieder zurückkehrten. Auf dem Verbandsfest 1938 in Nordenham flüchtete Hermann Saathoff 91,50 m und war mit dieser Leistung der drittbeste Klootschießer. Den weitesten Wurf tat er bei einem Kreisklootschießen in Willmsfeld mit 93,50 m.
- Beginn eines kontinuierlichen Vereinslebens
Johann Burmeister und seine Zeit…
Am 26.03.1927 übernahm Johann Burmeister auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Leitung des Klootschießervereins „NOORD“ Norden. Zuvor war er einige Zeit als 2. Vorsitzender stark an der Vorstandsarbeit beteiligt gewesen. Wohl keiner hat zu der damaligen Zeit geahnt, welche Bedeutung die Berufung von Johann Burmeister zum Vorsitzenden in den kommenden Jahrzehnten für den Verein haben würde.
Unter seiner Führung ging es steil bergauf mit dem Klootschießen und Bosseln in Norden; es kam „Leben“ auf im Verein. Alle Erfolge, die der Verein seit dieser Zeit verzeichnen konnte, sind zum größten Teil auf seine unermüdliche Arbeit zurückzuführen. Stark trat das Straßenboßeln hervor; nicht zuletzt durch den Ausbau der Ostermarscher Landstrasse. Ein weiterer positiver Effekt war, dass unser Vereinsmitglied Diedrich-Gerhard Soltau, Verleger des „Ostfriesischen Kuriers“, am 10. Dezember 1926 als Nachfolger von Jürgen Harms, zum Vorsitzenden des Kreisklootschießerverbandes Norden gewählt wurde. Fortan war auch gewährleistet, dass über alle Wettkämpfe in der Presse sehr ausführlich berichtet wurde. Bereits 1928 konnte der Verein „NOORD“ Norden die stolze Zahl von 228 Mitgliedern aufweisen.
Im Laufe der Zeit zeigte sich Johann Burmeister nicht nur als starke Führungskraft des Vereins; er bestach auch durch großes Organisationstalent. So war das 11. Verbandsfest des Friesischen Klootschießerverbandes am 14. und 15. März 1936 in Norden in seiner Planung und Durchführung ein Werk, an dem Johann Burmeister großen Anteil hatte. Die Tageszeitungen Norddeutschlands brachten seitenweise Berichte über diese gelungene Veranstaltung. Damit war aber die Tätigkeit des Johann Burmeister beleibe nicht zu Ende.
25 Jahre „NOORD“ Norden 1936…
Die Stadt Norden erlebte am 14. und 15. März 1936 eine der größten Veranstaltungen, die es im Klootschießerwesen bis dahin gegeben hat. Einmal hatte der Friesische Klootschießerverband zum 11. Verbandsfest geladen, zum anderen feierte der Kreisverband das 10-jährige Bestehen seit der Neugründung 1926 und dann hatte unser Verein „NOORD“ Norden sein 25-jähriges Vereinsjubiläum zu feiern. Diese Festlichkeiten wurden anlässlich eines Friesenabends im Hotel „Deutsches Haus“ begangen und standen unter dem Motto:
„Uns Heimatspill to plägen,
uns Moderspraak to hägen,
dat is uns hilligst Hartenssaaak!“
Es war damals ein eindrucksvolles Fest vor großer Kulisse und in Gegenwart der besten Klootschießer Oldenburg und Ostfrieslands.
Es war kein anderer als Theodor Hinrichs, Lehrer in Lintelermarsch /Norddeich, der seinerzeit die neue Vereinsfahne von „NOORD“ Norden weihte. Sie ist in den Norder und den Ostfriesischen Farben gehalten und wurde mit den Worten Luckners: „Jungs, holt fast!“ unserem Verein übergeben.
Der Vereinsvorstand im 25. Jubiläumsjahr 1936 wurde von folgenden Sportkameraden gebildet:
- Vorsitzender: Johann Burmeister
- Vorsitzender: Hermann Tekken
- Schriftführer: Adolf Albers
- Kassierer: Tjarko de Vries
- Kassierer: Hinrich Grensemann
Fahnenträger: Heinrich Schäfer sen.
Kassenprüfer: Ludwig Harms und Folkert Janssen
Der zweite Weltkrieg war es, der das Vereins- und Verbandsleben im gesamten Deutschen Reich von September 1939 bis zum Ende des Krieges am 8. Mai 1945 zum erliegen brachte.
1946 – der Neubeginn
Bereits ein Jahr nach Kriegsende konnte unter der Leitung unseres amtierenden Vorsitzenden Johann Burmeister die Vereinsarbeit wieder aufgenommen werden. Es war aber nicht so einfach, wie man heute schlechthin von einem Arbeitsbeginn spricht. Die Britische Militärkommission musste um Erlaubnis gebeten werden. Nur mit diversen Auflagen wurde es gestattet, das Klootschießen und Bosseln wieder in Gang zu setzen. Aber allmählich entwickelte sich unser Heimatspiel wieder und auch die ersten Wettkämpfe konnten ausgetragen werden.
Nicht nur auf Vereinsebene hatte Johann Burmeister sich verdient gemacht, nein, auch auf Kreisverbandsebene war er nicht untätig gewesen. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass Johann Burmeister am 20. Januar 1946 auch mit der Führung des Kreisverbandes Norden beauftragt wurde, nachdem Dietrich Gerhard Soltau krankheitsbedingt die Arbeit nicht fortsetzen konnte.
Ein guter Mitarbeiterstab trug schließlich dazu bei, dass das Klootschießen und Boßeln im Verein „NOORD“ Norden sehr lebendig wurde. Meisterschaften in den Jahren 1952 und 1953 wurden errungen und begeistert aufgenommen. Besonders in der Jugendarbeit wurde in den 50er Jahren erfolgreich gearbeitet. Verantwortliche und Mitglieder unseres Vereins waren auch maßgeblich an den Vorbereitungen und der Durchführung der großen legendären Feldkämpfe 1954 (Kreisverband Norden gegen Esens) und 1959 (Landesverband Ostfriesland gegen Landesverband Oldenburg) beteiligt. Unzählige Boßelwettkämpfe wurden ausgetragen, die Zahl der aktiven Werfer wuchs ständig.
Das Foto aus dieser Zeit zeigt:
Vereinsbaas Johann Burmeister mit
einigen seiner Getreuen:
Ludwig Harms, Johann Burmeister,
Eilert de Vries (Vereinsmitbegründer), F o t o
Hajo Eiben, Tjarko de Vries und
Hinrich Grendel (von links nach rechts)
Im Hintergrund der Wandschrank mit
den bislang gewonnenen Pokalen im
Vereinslokal „Mittelhaus“, Neuer Weg
Weitere unermüdliche Wegbegleiter von Johann Burmeister aus dieser Zeit, die sich um das Klootschießen und Boßeln bei NOORD verdient gemacht haben, waren Hermann Freersen, Heinrich Schäfer, Peter Bruns, Adolf Albers, Wilhelm Eilts und Johannes Holzenkämpfer, um nur einige zu nennen.
In der Mitgliederversammlung am 17.02.1955 beratschlagten die Mitglieder über die Teilnahme an der 700-Jahr-Feier der Stadt Norden im Juni 1955. Auf einem von Pferden gezogenen Wagen unseres Mitgliedes Ubbo Scheepker, geschmückt mit Girlanden und einem Transparent, stellten wir im Rahmen des Festzuges unser uraltes Heimatspiel dar.
Foto
Organisatoren anlässlich des Festzuges der 700-Jahr-Feier der Stadt Norden
Höhepunkte besonderer Art für Johann Burmeister dürften ohne Zweifel die großen Klootschießerkämpfe vor Tausenden von Zuschauern 1954 gegen den Kreisverband Esens und der Länderkampf Ostfriesland gegen Oldenburg auf dem Leegemoor gewesen sein.
Foto
Feldkampf Ostfriesland gegen Oldenburg am 10. Febr. 1959 in Norden – Leegemoor mit unserem damals besten Flüchter Hinrich Betten, * 20.08.1927, verst. 10.04.1976.
Hinrich Betten war es auch, der in diesen Jahren den Namen „NOORD“ Norden wieder sportlich weit über die Grenzen unserer engeren Heimat hinaus bekannt machte. Mehrfach wurde es in Auswahlmannschaften des Landesverbandes Ostfriesland und des Kreisverbandes Norden berufen.
50 Jahre „NOORD“ Norden 1961 …
Mit der nebenstehenden Einladung wurde 1961 zum 50-jährigen Bestehen des Vereins „“NOORD“ Norden eingeladen. Der Vereinsvorstand im diesem Jubiläumsjahr 1961 setzte sich wie folgt zusammen:
- Vorsitzender: Johann Burmeister
- Vorsitzender: Karl Bruns
- Schriftführer: Wilhelm Eilts sen.
- Schriftführer: Adolf Albers
- Kassierer: Tjarko de Vries
- Kassierer: Johannes Holzenkämpfer
Jugendwart: Hinrich Diekmann - Bahnweiser: Hermann Freersen
- Bahnweiser: Harm Ripken
Fahnenträger: Heinrich Schäfer sen.
Kassenprüfer: Ludwig Harms und Heinrich Harms.
Umrahmt wurde das Fest damals von der Niederdeutschen Bühne mit dem Theaterstück „De hoge Besök“ und mit „Plattdütsch Vertellsels und Döntjes“ war Freerk Hokema (†) mit von der Partie. Groß war damals auch die Zahl der Ehrengäste, angefangen mit Regierungsvizepräsident Eiben über Landrat Georg Peters (MdB) bis hin zu Vertretern der Stadtverwaltung sowie anderer Institutionen aus der Region.
Es versteht sich von selbst, dass Johann Burmeister, nachdem er am 23. Jan. 1962 den Vorsitz an Johannes Holzenkämpfer übergeben hatte, zum Ehrenvorsitzenden unseres Vereins berufen wurde. Ehrenmitglied des Kreisverbandes Norden wurde er 1966. Am 25. Januar 1971 wurde Johann Burmeister zudem Ehrenmitglied des Landesverbandes Ostfriesland. Am 06. Okt. 1983 schloss Johann Burmeister für immer die Augen, im Verein „NOORD“ Norden wird er unsterblich bleiben.
- Erste Fortsetzung einer kontinuierlichen Vereinsführung
Johannes Holzenkämpfer und seine Zeit …
Nachdem Johann Burmeister 1962 das Zepter aus der Hand gelegt hatte und Johannes Holzenkämpfer das einstimmige Vertrauen aller Mitglieder erhielt, begann quasi die zweite Ära des Klootschießervereins „NOORD“ Norden.
Holzenkämpfer, der sich besonders stark der Jugendarbeit widmete, setzte seine ganze Kraft für den Verein ein. Vornehmlich förderte er das Klootschießen der Jugendlichen. Kontakte mit den hiesigen Schulen wurden aufgenommen, um das Klootschießen und Boßeln in den Sportunterricht mit einzubauen. Schützenhilfe kam zur gleichen Zeit aus dem Kreisverband Wilhelmshaven, in dem unter Leitung von Walter Schröder der Friesische Mehrkampf ins Leben gerufen wurde. Folgerichtig wurde Johannes Holzenkämpfer 1964 in den Vorstand des Kreisverbandes Norden als Jugendbetreuer gewählt. Drei Jahre später, nach dem Rücktritt von Johann Burmeister als Kreisvorsitzender 1967, war es Johannes Holzenkämpfer, der die Führung des Kreisverbandes IX Norden übernahm. Die Doppelbelastung erforderte so manches Mal seine ganze Kraft. Ausdauer und Durchsetzungsvermögen, dazu ein guter Mitarbeiterstab im Verein wie auch im Kreisverband, trugen Früchte auf breiter Front.
Die Veranstaltungen der Klootschießer und Boßler wuchsen unaufhörlich, nicht zuletzt nach Einführung einer Punkterunde im Straßenboßeln 1972 und durch eine enorme Ausweitung des allseits beliebten Friesischen Mehrkampfes. Unzählige Länderkämpfe, Standkämpfe, Mehrkämpfe und Boßelveranstaltungen aller Art, wo und wann auch immer sie stattfanden; unser Vorsitzender war immer dabei. Ob in Ostfriesland, Oldenburg, Schleswig-Holstein, Holland oder Irland, Johannes Holzenkämpfer war stets eine gefragte Persönlichkeit.
60 Jahre „NOORD“ Norden 1971 …
60 Jahre „NOORD“ Norden, eigentlich kein richtiges Jubiläum und doch ein Grund zum Feiern und des Rückblicks auf sechs Jahrzehnte Klootschießen und Boßeln in der Stadt Norden. Es war wieder ein Fest mit sehr vielen Ehrengästen. Regie führte erstmals Johannes Holzenkämpfer, der nunmehr seit fast zehn Jahren (seit 1962) den Verein führte. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand aber noch einmal Johannes Burmeister, mittlerweile Ehrenvorsitzender des Vereins. Aus der Hand des Vorsitzenden des Landesverbandes Ostfriesland, Johann Ihnen, Wittmund, erhielt Burmeister die Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft im Friesischen Klootschießerverband, Landesverband Ostfriesland, überreicht.
Im Jubiläumsjahr 1971 waren nachstehend aufgeführte Sportkameraden im Vereinsvorstand ehrenamtlich tätig:
- Vorsitzender: Johannes Holzenkämpfer
- Vorsitzender: Arno Oldendörp
- Schriftführer: Wilhelm Eilts sen.
- Schriftführer: Wilhelm Eilts jun.
- Kassierer: Tjarko de Vries
- Kassierer: Herbert Boldt
Boßelobmann: Cornelius Müller
Jugendwart: Carl Liebermann
Pressewart: Arno Oldendörp
Bahnweiser: Jürgen Holzenkämpfer
Fahnenträger: Jürgen Fischer
Kassenprüfer: Helmut Hoffmann und Günther Willers.
Gründung der Frauenabteilung 1972
Nicht nur in der politischen Landschaft oder auf kultureller Ebene machten die Frauen in den 70er Jahren von sich reden, nein, auch die Klootschießer und Boßler bekamen dies zu spüren. In den Nachbarvereinen hatten sich bereits erste Frauengruppen gebildet und so war es sicherlich nicht verwunderlich, dass auch in unserem Verein bei einigen Frauen der Wille bestand, selbst aktiv zu werden. Diese Entwicklung wurde natürlich anfangs mit einer gewissen Skepsis beobachtet und Widersacher soll es natürlich auch gegeben haben. Letztendlich aber haben sich die Frauen durchgesetzt und eine Boßelabteilung ins Leben gerufen. Dies war im Jahre 1972, also heute vor 39 Jahren. Wohl keiner konnte damals ahnen, dass sich die Frauenabteilung so schnell und gut entwickeln würde. Hinzu kam natürlich auch, dass auf Kreisverbandsebene fortan Punktwettkämpfe angeboten wurden. Unsere Frauen hatten ganz schnell eine leistungsstarke Mannschaft aufgebaut, die in den Folgejahren um Nachwuchsmannschaften sowie eine Altersgruppe für Frauen erweitert wurde.
Die sportlichen Erfolge der Frauen in den ersten Jahren können sich durchaus sehen lassen. So wurden sie 1975/76 Kreismeister, stiegen in die Landesliga auf, mussten zwar kurz diese Klasse wieder verlassen, gehören aber längst wieder zu den zehn besten Mannschaften Ostfrieslands.
Noch eindrucksvoller setzten sich die Frauen II (Altergruppe) durch. Nach der Vize-Kreismeisterschaft 1982 gelang es in den darauf folgenden drei Jahren die Kreismeisterschaft zu erringen. 1983 folgten nach der Kreismeisterschaft auch noch die Landesmeisterschaft und die Vize-Verbandsmeisterschaft. In den Jahren 1984 und 1985 wurde die Landesmeisterschaft dann jeweils knapp verfehlt. Die danach zwangsläufig ins Leben gerufenen Altersklassen Frauen III und danach auch die Frauen IV schrieben sowohl in den Mannschaftswettbewerben, wie auch bei den jeweiligen Einzelmeisterschaften dies Erfolgsgeschichte fort.
Auch der immer wieder erforderliche Aufbau von Jugendmannschaften funktionierte viele Jahre gut. Neben eigenen Erfolgen in Mannschafts- und Einzelwettbewerben, schafften die jungen Boßlerinnen immer wieder den Sprung in die Seniorenmannschaften des Vereins und entwickelten sich fortan zu deren Stützen.
Von 1972 bis 1983 lag die Leitung der Frauenabteilung in den bewährten Händen von Renate Wiets. Von 18.08.1983 bis heute liegt die Verantwortung nunmehr seit annähernd 30 Jahren bei unserer Sportkameradin Aenne Kruse, die ihre Aufgabe nach wie vor mit viel Engagement und Geschick ausübt.
F O T O F O T O
Wiets Kruse
1974 wählten die Ostfriesen Johs. Holzenkämpfer zum 2. Vorsitzenden des Landesverbandes Ostfriesland. Hart und kernig, wie eben ein echter Ostfriese ist, dabei nicht immer bequem aber korrekt und sehr gradlinig war sein Wesen. Der Aufbau eines Klootschießer-Leistungszentrum „Wildbahn“ in Norden war eine Idee, die Holzenkämpfer vor seinem tödlichen Verkehrsunfall am 09.05.1978 in Ausübung seines Ehrenamtes auf den Weg gebracht hatte, aber selber leider nicht mehr verwirklichen konnte.
Unter Johannes Holzenkämpfers langjähriger Führung wuchs der Klootschießerverein „NOORD“ mit über 300 Mitgliedern zu dem zahlenmäßig stärksten Verein im ganzen Friesischen Klootschießerverband. Als es von 1969 an auf internationaler Ebene zu Klootschießerbegegnungen kam, waren immer mehrere Spitzenwerfer unseres Vereins dabei, die als Leistungsträger in der Mannschaft des Friesischen Klootschießerverbandes galten.
Man kann den Einsatz Holzenkämpfers, aber auch den unseres Ehrenvorsitzenden Burmeisters für das Friesenspiel gar nicht ermessen, denn nicht nur in Norden, sondern weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus wurde unser Verein durch das Klootschießen bekannt. Nicht nur als Vereinsvorsitzende, auch als Kreisvorsitzende verstanden es sowohl Burmeister als auch Holzenkämpfer, dem Friesensport mehr und mehr Geltung zu verschaffen. Interessant ist dabei die Feststellung, dass der Vorsitzende im Kreisverband IX Norden bis dato immer von unserem Verein gestellt wurde.
Unter der Führung Holzenkämpfers wuchs der Kreisklootschießerverband Norden zum zahlenmäßig größten und sportlich erfolgreichsten Kreisverband im gesamten Friesischen Klootschießerverband. In allen Belangen, ob im Klootschießen oder im Boßeln, in der Jugendarbeit oder in allen anderen Altersklassen, der Kreis IX Norden war seither richtungweisend. Holzenkämpfer war außerdem seit 1973 zweiter Vorsitzender im Landesverband Ostfriesland und nahm darüber hinaus seit vielen Jahren auch im Friesischen Klootschießerverband sowie im Vorstand des Kreissportbundes Norden führende Aufgaben mit großer Einsatzbereitschaft wahr.
Unser damaliges Vorstandsmitglied Arno Oldendörp hat am 18.05.1979 den Vorsitz im Kreisklootschießerverband Norden übernommen und damit die Reigen der NOORD-Vertreter in diesem wichtigen Amt fortgesetzt. Mit seinem Rücktritt aus diesem Ehrenamt nach exakt 20 Jahren, musste im Jahre 1999 erstmals überhaupt ein Vertreter eines anderen Boßelvereins Verantwortung im Kreisverband Norden übernehmen.
- Zweite Fortsetzung einer kontinuierlichen Vereinsführung
Hans-Jürgen Holzenkämpfer und seine Zeit …
Am 08.03.1979 wurde Hans-Jürgen Holzenkämpfer zum ersten Vorsitzenden von „NOORD“ Norden, nunmehr erst in der 7. Generation, gewählt. Mit gerade einmal 28 Jahren stellte sich Holzenkämpfer der Verantwortung im damals größten Verein Oldenburg und Ostfrieslands, ohne seine sportlichen Ambitionen aufzugeben.
Mit „Leib und Seele“ widmete er sich in dieser Zeit neben dem Boßeln insbesondere dem Klootschießen (Flüchten). In der Festschrift zum 75jährigen Jubiläum schrieb der damalige Vorsitzender des Kreisklootschießerverbandes IX Norden und unser Pressewart, Arno Oldendörp, dass man behaupten könne, Hans-Jürgen Holzenkämpfer sei als Vize-Europameister, Deutscher Vizemeister, als Niedersachsenmeister und mehrfacher Verbands, -Landes-, Kreis- und Vereinsmeister der größte Klootschießer in den Reihen von „NOORD“ Norden.
An dieser Stelle dürfen die Werferinnen und Werfer nicht unerwähnt bleiben, die neben Hans-Jürgen Holzenkämpfer Siege bei Kreis-, Landes- und Verbandsmeisterschaften errungen haben oder gar an Euromeisterschaften teilnahmen. Dieses waren Burghardt Albarus, Eckard Fräck, Angela Koskowski, Edelhard Sjuts, Heiko Holzenkämpfer und Jan Jenssen, um nur einige zu nennen. Jens Kleen wurde mehrfach in die Auswahlmannschaft des Landesverbandes Ostfriesland berufen und hat die Farben unseres Vereins in vielen Feldkämpfen gegen die Oldenburger würdig vertreten.
Etwas später als ursprünglich vorgesehen, erschien auf Initiative unseres Vorsitzenden Hans-Jürgen Holzenkämpfer, die erste Ausgabe unserer Vereinszeitung Ende 1982. Mit dieser Vereinszeitung, die fortan einmal jährlich herausgegeben wurde, sollten alle Mitglieder kostenlos über das Vereinsleben informiert werden. Schon damals hieß es in dem Vorwort zur ersten Vereinszeitung, dass neben der Mitgliederinformation, die Sammlung aller Vereinszeitungen mit anderen Materialien, wie Pressenotizen, Protokollen etc. pp. gleichzeitig die Grundlage einer Vereinschronik bilden soll. 1992 wurde den Mitgliedern angeboten, die ersten zehn Vereinszeitungen incl. der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum in gebundener Form zum Selbstkostenpreis zu erhalten. Bis einschließlich 2000 gab es diese Vereinszeitung stets mit dem gleichen Titelbild, siehe nebenstehend. Infolge des nicht unerheblichen Zeitaufwandes für eine professionelle Herausgabe dieser Vereinszeitung konnte die Tradition 2001 leider nicht fortgesetzt werden.
Klootschießer-Leistungszentrum „Wildbahn“
Das von seinem Vater nicht mehr vollendete Werk des Klootschießer-Leistungszentrums „Wildbahn“ wurde von Hans-Jürgen Holzenkämpfer zum Abschluss gebracht. Sturm- und Orkanböen hatten die einstige als Umkleide- und Aufenthaltsraum genutzte Baubürobaracke quasi völlig zerstört. Da ein Wiederaufbau in Folge der großen Schäden nicht angezeigt schien, wurde bereits 1979 ein massives Funktionsgebäude mit großer Unterstützung der Sportdachverbände, aber auch der Stadt Norden und dem Landkreis Aurich an gleicher Stelle geschaffen.
Für die Durchführung von Friesischen Mehrkampfmeisterschaften war es erforderlich, das Leistungszentrum durch eine Boßelstrecke zu komplettieren. Mit einem damals kalkulierten Finanzvolumen von rd. 170 TDM eine Maßnahme, die in dieser Größenordnung wohl nie zuvor ein Klootschießerverein geplant hatte. Doch mit Unterstützung wiederum der Sportfachverbände, der Stadt, des Landkreises und Gönner konnte bereits im Spätsommer 1981 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Mit den ersten Mehrkampfmeisterschaften des Kreisklootschießerver-bandes für Schüler-, Jugend- und Juniorenmannschaften konnte dieses, in seiner Art und Lage in Oldenburg und Ostfriesland bisher einmaliges Zentrum für Klootschießer und Boßler, am 13. Juni 1982 seiner Bestimmung übergeben werden. In den folgenden Jahren, in denen auch der Kreisklootschießerverband noch eine Hochburg für das Klootschießen und dem Friesischen Mehrkampf war, ist das Klootschießer-Leistungszentrum „Wildbahn“ Austragungsort vieler großer Wettkämpfe und vieler Rekordergebnisse gewesen.
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75 Jahre „NOORD“ Norden 1986 …
Anfang des Jahres 1985 begann der damalige Vorstand mit den Vorbereitungen für das nächste große Jubiläum. Mit einem unermüdlichen Einsatz des Gesamtvorstandes wurde eine Jubiläumsfeier organisiert, die höchste Anerkennung in allen Bereichen des Friesischen Klootschießerverbandes gefunden hat. Stolz konnten die Mitglieder auf die große Anzahl von Ehrengästen sein, die einmal mehr bekundeten, welchen Stellenwert „NOORD“ Norden im sportlichen, gesellschaftlichen wie auch im kulturellen Bereich einnimmt.
Foto Übergabe Fahnenbanner
Bis auf den letzten Platz war der große Saal des „Deutschen Hauses“ besetzt.
Jubiläumssportwoche
Unter der Regie unseres Sportwarts Burghardt Albarus wurde in der Zeit vom 12. bis 19.05.1986 eine Sportwoche mit interessanten Boßelturnieren organisiert, um unser Klootschießen und Boßeln einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Aller am Punktspielbetrieb beteiligten NOORD-Mannschaften hatten dazu Vereinsmannschaften aus den jeweiligen Staffeln eingeladen, um im Rahmen eines Dreikampfes (Gummi, Holz und Weideboßeln) Sieger und Platzierte zu ermitteln. Bei einer Mannschaftsstärke von jeweils fünf Werferinnen bzw. Werfern beteiligten sich an dieser Jubiläumssportwoche insgesamt mehr als 1000 Friesensportler. Die hiesige Presse berichtete Tag für Tag von dem großen Sportgeschehen aus dem Klootschießerleistungszentrum „Wildbahn“.
Höhepunkt dieser Jubiläumssportwoche war allerdings ein eigens organisierter Vierländerkampf im Klootschießen. Die besten Werfer aus Holland, Schleswig-Holstein, Oldenburg und Ostfriesland gingen am Pfingstsonntag im Klootschießerleistungszentrum „Wildbahn“ an den Start. Viele aktuelle Europameisterschaftsteilnehmer ließen es sich nicht nehmen, mit überragenden Ergebnissen den Glanzpunkt einer unvergessenen Sportwoche zu setzen. Ob Europameister Hans-Georg Bohlken oder Europameister Karl Kleemann, ob WM-Finalist Henk Lammering und Jan Holuskotte, beide Holland, oder Jürgen Gebert, Söntke Thomsen und Rolf Peter, alle Schleswig-Holstein, sie alle kamen nach Norden, um unserem Verein ihre Referenz zu erweisen. Vom gastgebenden Verein NOORD-Norden vertraten Hans-Jürgen Holzenkämpfer und Stefan Albarus die Farben Ostfrieslands. KSB-Vorsitzender Ernst Dahlheimer überreichte zusammen mit Landrat Hinrich Swieter und Bürgermeister Gerhard Campen Pokale an die siegreiche Mannschaft aus Schleswig-Holstein. Bester Einzelwerfer mit mehreren Würfen an die 95 m-Marke (94,70 m Höchstwurf) wurde Hans-Georg Bohlken aus Ellens.
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 1985
- Vorsitzender: Hans-Jürgen Holzenkämpfer
- Vorsitzender: Wilhelm Eilts jun.
- Geschäftsführer: Dirk de Vries
- Geschäftsführer: Tjarko de Vries
- Schriftführer: Heiko Knieper
- Schriftführer: Hilke Knieper FOTO
Sportwart: Burghardt Albarus
Jugendwart: Heinrich Schwitters
Frauenwartin: Aenne Kruse
Altherrenwart: Fritz Öpkes
Klootschießerwart: Werner Wessels
Pressewart: Arno Oldendörp
Gerätewart: Rudi Schmidt
EM der Klootschießer und Boßler 1988 in Norden…
Zusammen mit Sportkamerad Remmer Hedemann, seinerzeit ebenfalls Vorstandsmitglied im Friesischen Klootschießerverband, war unser Vorsitzender Hans-Jürgen Holzenkämpfer maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, die Durchführung der 8. Internationalen Meisterschaften der Klootschießer und Boßler dem Kreisverband Norden zu übertragen. Wer erinnert sich nicht an die feierliche Eröffnung dieser Europameisterschaften am 12.05.1988 auf dem Marktplatz der Stadt Norden mit über 200 Fahnenabordnungen, zahlreichen Musikkapellen, die Flaggenhissung und das gleichzeitige Abspielen der Nationalhymnen aller beteiligten Länder. Es folgten am 13.05. der Feldkampf, am 14.05. das Straßenboßeln mit der irischen Stahlkugel und am 15.05. der große Standkampf im Jahnstadion. Neben den sportlichen Wettkämpfen mit vielen Erfolgen der Werferinnen und Werfer des FKV bleibt das internationale Rahmenprogramm mit abendlichen Veranstaltungen an allen Tagen den Friesensportlern aller Länder unvergessen. Die Schirmherrschaft dieser einmaligen Großveranstaltung in Norden hatte kein anderer als der damalige Niedersächsische Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht.
Rekordhalter Stefan Albarus sucht nach neuen Zielen…
Mit 40 Metern startete Stefan Albarus 1980 als damals elfjähriges Nachwuchstalent seine Klootschießer-Traumkarriere. Zwölf Jahre später hatte er seine Leistung um mehr als das Eineinhalbfache verbessert und ein Ende war noch nicht in Sicht.
Viele sehr gute Flüchter, die für Furore sorgten, sind immer wieder, wenn auch nur knapp, an der magischen 100 Meter-Marke gescheitert. Mit Stefan Albarus aber brach am 23. Mai 1992 ein neues Kapitel in der Geschichte dieser Traditionssportart an. Mit seinem Fabelrekord von gleich fünf Würfen in Folge über 100 Meter anlässlich des letzten Vorbereitungswerfens der FKV-EM-Mann-schaft in Norddeich, war der Bann gebrochen – zumindest für den damals 23-jährigen NOORD-Werfer.
Im Rahmen der FKV-Mehrkampfmeisterschaften 1996 in Großheide schlug Stefans „Sternstunde“. In der letzten Disziplin dieses Fünfkampfes wuchtete er den 475 Gramm schweren, mit Blei durchgossenen Flüchterkloot auf die bis heute unerreichte Weltrekordweite von 106,20 Meter. Auf die im Anhang beigefügte Auflistung aller offiziellen 100-Meter-Würfe seit es darüber Aufzeichnungen gibt, sei an dieser Stelle verwiesen. Eindrucksvoll wird diese Aufzeichnung in den zurückliegenden 20 Jahren mit mehr als xx Würfen über die 100-Meter-Marke von Stefan Albarus dominiert.
Weitere Athleten dieser Epoche aus der eigenen Nachwuchsarbeit, die es zu Ruhm und Ehren brachten waren, um nur einige zu nennen, Jörg Saathoff, Heiko Oldendörp, Udo Sjuts und Michael Knieper sowie Anke Sjuts und Maike de Vries, um nur einige zu nennen.
NOORD Vereinsheim, 2002…
Am 13. März 1999 musste leider auch der Vereinsvorstand aus dem Ostfriesischen Kurier erfahren, dass unser Vereinswirt Uwe Oldewurtel das „Mittelhaus“ aus gesundheitlichen Gründen an die Familie Möss verkauft hat. Die dem Verein seit 1947 als Vereinslokal dienende Gaststätte wurde abgerissen und einer anderen Nutzung zugeführt. „NOORD“-Norden war fortan ohne eine feste Bleibe.
Der Vorstand kam in dieser Zeit zu dem alternativlosen Ergebnis, der Mitgliederversammlung den Neubau eines eigenen Vereinsheims vorzuschlagen. Hierzu wurden konkrete Pläne von unserer Vorstandskollegin und Architektin Marianne Betten erarbeitet und am 18.06.2001 einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung im Schützenhaus Ekel vorgestellt. Die sehr gut besuchte Mitgliederversammlung gab dafür den Weg frei und beauftragte den Vorstand einstimmig mit der Realisierung der Pläne. Wir kauften die Immobilie Norden, Mahnland 9, das Wohnhaus der alten Westgaster Familie Andreas Moritz. Ende Juni, Anfang Juli begannen wir mit Abbrucharbeiten und mit großer Unterstützung aller NOORD-Handwerker erstellten wir an gleicher Stelle ein wirklich sehr schmuckes Vereinshaus. Am 15.03.2002 war es dann soweit. Nur neun Monate nach der Beschlussfassung durch die Mitgliederversammlung konnten wir mit einer großen Einweihungsfeier im Beisein vieler Mitglieder und Ehrengäste dieses Vereinshaus seiner Bestimmung übergeben. Dies alles war nur möglich dank der großzügigen Spendenbereitschaft fast aller Mitglieder aber auch Gönner des Vereins. Gleichzeitig verlegten wir unsere Heimstrecke von der Ostermarscher Landstrasse zur Westermarscher Landstrasse und damit unmittelbar vor die Tür unseres neuen Domizils. Von nun an lief alles wieder in geordneten Bahnen.
Wie seine Vorgänger, so wurde auch Hans-Jürgen Holzenkämpfer in den Vorstand des Friesischen Klootschießerverbandes und in den Vorstand des Kreissportbundes Aurich berufen.
In seiner Funktion als Lehrwart des Friesischen Klootschießerverbandes war Holzenkämpfer in der Zeit von 1982 bis 1990 für die Ausbildung und Weiterentwicklung der besten Jugendklootschießer Oldenburgs und Ostfrieslands verantwortlich. Zusammen mit dem damaligen Jugendwart Heiz Timmermann, Oldenburg und den auch in Klootschießerkreisen nicht unbekannten Trainer Anton Apetz wurden halbjährlich mehrtägige Kaderlehrgänge organisiert. Größter Erfolg dieses Trios war der Gewinn der Jugendeuropameisterschaft im Feldkampf (1988) durch den Nachwuchswerfer Heino Willms, Blomberg.
Im Vorstand des Kreissportbundes Aurich ist Holzenkämpfer noch heute als Vorsitzender des Sportstättenförderungsausschusses für den Sportstättenbau im Bereich des Landkreises Aurich zuständig.
Nach mehr als 30-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit als Vorsitzender des Klootschießer- und Boßelvereins „NOORD“-Norden stellte Hans-Jürgen Holzenkämpfer sich nicht zur Wiederwahl. In der Mitgliederversammlung am 30. September 2009 wurde sein bisheriger Vertreter, Sportkamerad Heiko Knieper, einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. Hans-Jürgen Holzenkämpfer wurde als Dank und Anerkennung für sein langjähriges Wirken im Verein gleichzeitig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
- Der Vereinsvorstand im Jahr des 100-jährigen Jubiläums
In dem zurückliegenden NOORD-Vereinsleben führten über 80 Jahre lediglich drei Persönlichkeiten das Zepter im Verein. Am 30. September 2009 brach dann eine neue Ära an. Nach zuletzt schwierigen Zeiten in der Vorstandsarbeit nahm sich unser Sportkamerad Heiko Knieper ein Herz und stellte sich als Vereinsvorsitzender zur Verfügung. Er aktivierte die Vorstandsarbeit und ließ schnell alte Traditionen wieder aufleben. So war die Seniorenweihnachtsfeier 2010 wieder ein schöner Erfolg.
Mit dem 100-jährigen Vereinsjubiläum im Februar 2011 hat der neue Vorstand eine wirklich große Aufgabe zu meistern. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Monaten auf Hochtouren und werden wie gewohnt zum Abschluss sicher wieder in eine rundum gelungene Jubiläumsveranstaltung münden.
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2011
- Vorsitzender: Heiko Knieper
- Vorsitzender: Karl Davids
- Vorsitzender: Michael Knieper
Geschäftsführer: Michael Müller - Sportwart: Edelhard Sjuts F O T O
- Sportwart Thorsten Frerichs
Jugendwartin: Petra Djuren
Frauenwartin: Aenne Kruse
Altherrenwart: Fritz Öpkes
Pressewartin: Edeltraud Wiets-Frerichs
Sozialwart: Jan-Dieter Kayser
Gerätewart: Heinz Kruse
Aber auch andere Vorstandsmitglieder zeichneten sich durch langjährige intensive Mitarbeit aus. So verzeichnete das Protokoll, dass folgende Mitglieder stets in plattdeutscher Schrift für die Niederschriften sorgten: Walter Beutner, Hinrich Grensemann, Hinrich Grendel, Adolf Albers, Hajo Eiben, Wilhelm Eilts sen., danach Wilhelm Eilts jun. Anzumerken ist, dass Vater und Sohn Eilts diese Aufgabe zusammen mehr als 30 Jahre gewissenhaft wahrgenommen haben und ein Wechsel nur notwendig wurde, weil Wilhelm Eilts jun. seinerzeit das Amt des 2. Vorsitzenden übernahm. Danach fungierte Heiko Knieper als Schriftführer. Heute zeichnet dafür unser Vorstandsmitglied Michael Müller verantwortlich.
Erwähnenswert, nein sensationell ist es gar, wenn man sich vor Augen führt, dass die Geschäftsführung des Vereins in den zurückliegenden rd. 80 Jahren von insgesamt nur vier Vorstandsmitgliedern verantwortlich wahrgenommen wurde. Mehr als ein halbes Jahrhundert wachte darüber der in Norden allseits bekannte und geschätzte Kaufmann Tjarko de Vries. Als Nachfolger fungierte dann sein „Namensvetter“ Dirk de Vries immerhin nochmals fünfzehn Jahre, bis der Name de Vries dann im Jahre 2001 von Marianne Betten, der Tochter unseres legendären Hinrich Betten abgelöst wurde. Marianne Betten verzog Ende 2006 in den Süden Spaniens. Ihr Vertreter Michael Müller war es, der im Juni 2009 die Geschäftsführung des Vereins übernahm.
Ergänzend zu dieser Darstellung wird auf die nachfolgende tabellarische Übersicht der wichtigsten Ehrenämter im Vereinsvorstand verwiesen.